Meißen - Wiege der Sachsen und Europas Porzellan

Blick von der Meissner Albrechtsburg

fotos © schuldes / fotobee.de - Blick von de Albrechtsburg über die Elbe

Stadt mit 33.000 EW (1995) auf 30 km²; 20km nordwestlich von Dresden an der Mündung der Triebisch (neben Elbbrücke) im hier engen Elbtaleinschnitt ins Syenit-Granit-Massiv gelegen. Der Altstadt aufgespornt sind Albrechtsburg und Dom.

ortsgeschichtlich
steinerne Zeugen Meißnischer Hoheit

Gründung und Bau einer Zwingburg erfolgten 929 unter Heinrich l. (876-936) gegen zuvor unterworfene Slawen.


Mit Gründung des Bistums 968 durch Otto l. wurde M. markgräfliches, burggräflisches und bischöflisches Verwaltungszentrum der Wettiner

Neben der Burgsiedlung entstand seit dem 10. Jh. die erste Talsiedlung (nahe Theaterplatz) für Dienstleute der Burg, Handwerker und Kaufleute; Marktgründung um 1200

Im 14./15. Jh. als Residenz der Wettiner gelangte Meißen zu großer Blüte, die bis ins 17. Jh. mit Handel, Weinbau und Tuchmacherei anhielt. Obwohl inzwischen (1485) in Dresden residierte wurde.

Nach der Verwüstung im Dreißigjährigen Krieg 1637 stürzte Meißen in kleinstädtische Bedeutungslosigkeit - trotz Gründung Europas erster Porzellanmanufaktur auf der Albrechtsburg 1710. Erst die beginnende Industrialisierung brachte wieder Aufschwung, der nach Ausbau der Straßen, Befreiung des Elblaufes von hinderlichem Felsen, Bau der Anschlussbahn an die Strecke Dresden-Leipzig in Fahrt kam. Keramische Werke waren tonangebend. Die Stadt wuchs dann rasch ins Triebischtal und auch rechtselbisch (ostelbisch).

Schäden durch den Krieg wurden nach 1945 schnell überwunden, die weggesprengte Brücke ersetzt.

sehenswerte Innenstadt
vor dem Webertor

[M] Markt mit Handwerker- und Patrizierhäuser, schöne Giebel, Portale und Erker aufweisend.
Beeindruckend weiter die Renaissance-Giebelfassade (1535) am Brauhaus. Und wer sich hier Aufstiegsmöglichkeiten verbaut, ist kaum zu retten.

[K] Kleinmarkt (12.Jh. angelegt) mit Bürgerhäuser mit Sitznischenportalen der Renaissance

[R] Rathaus (1472/78), Spätgotik


Meissen: Albrechtsburg und Dom

[1] Albrechtsburg (ab 1471/89), von Baumeister Arnold von Westfalen als erstes deutsches Wohnschloss erbaut. Komplizierte Gewölbekonstruktionen der Säle, Riesenfenster mit spätgotischen Vorhangbögen und die beiden Treppentürme des Kleinen und Großen Wendelsteins sind Highlights der Architektur. Festsaal, Innenräume mit Malereien des 19. Jh., Museum mit sakraler Kunst 15./ 16. Jh. und Meißener Porzellan.
[2] Kirchdom, frühgotische Hallenkirche mit vielen Anbauten und Kapellen, eng verwachsen mit der Burg. Innen reiche Ausstattung, Wandmalerei, Cranach-Altar, Türme 1904/09


Meißen - Altstadt, Lage der Sehenswürdigkeiten im Stadtplan

[3] Mitteltor, Zugang zum Domplatz und der gesamten Anlage. Das Tor davor ist das Vordertor, so man davor kommt. Traditionell hat das Amtsgericht seinen Burgsitz, wovon auch ein Kreuz gleich hinter dem Burgtor (Kern spätromantisch, verändert 1874-79 im Stile der Neogotik) zum Hof raunt. Könnte auch heute noch gefährlich sein.

Nach den hingerichteten Zwickauer Bürgersleuten fragen!
An solchem Ort wird einem bewusst, wie schon frühzeitig die Legislative dicht und mächtig zusammen hockte damit der Einzelne keine Chance hat.


[4] Bischofsschloss, spätgotisch (1476/1518), mit zwei Türmen, Inneres Anfang 20. Jh. neugestaltet.

[5] Afrakirche (13.-15.Jh.), dreischiffige Basilika, innen noch original gotische Farbgebung, auch Altar und Kanzel sind bemalt.
Der Jahnaische Freihof von 1610 nordöstlich der Afrakirche wurde zum Schutz des Aufstieges zum Burgberg errichtet, mit gefährlichem Löwenportal.

[6] Augustiner-Chorherrenstift (15./16. Jh.) mit Klosterkirche, seit 1543 Fürstenschule St. Afra, letzter(?) Um- und Ausbau 1879.

[7] Frauenkirche (um 1500). Ihre Turmhaube im Renaissancestil (1547) enthält das erste Porzellanglockenspiel der Welt ( 1929). Hinter der Frauenkirche mündet die Webergasse ein, beginnend mit dem ehemaligen Zunfthaus der Tuchmacher von 1520. Das Tuchmachertor (1600) im Renaissancestil am ehemaligen Friedhof hinter der Frauenkirche zeugt von einem Berufsstand, der es sich wert war;

[8] Franziskanerkirche, Klosterkirche des 14./15. Jh., lange Begräbniskirche für Wohlhabende, heute Stadtmuseum
[9] Stadttheater: 1547 als Gewandhaus fertiggestellt, seit 1851 zum Teil als Theater genutzt.
[10] Kändlerbrunnen

weiterhin:

Porzellan-Manufakur Blaue Schwerter im Triebischtal (Talstraße) abschließen.

Schloss Siebeneichen
1,5 km südlich von Meißen, um 1550 von Ernst von Miltitz errichtet, Barockfassade und Barockanlage (16. Jh.), im frühen 19. Jh. wiederholter Umbau > Siebeneichener Schloßberg 2

FH der Sächsischen Verwaltung Meißen

persönlich - goldig vereiert

Johann Friedrich Böttger, Alchemist auf der Flucht aus Preußen, versprach König August dem Starken die Herstellung von Gold. Damit verhinderte er zwar seine Auslieferung, war aber zu Erfolg verdammt. Was gelang, war 1707 die Erfindung des Porzellans. Eigentlich eher durch Ehrenfried Walther von Tschirnhaus, der anscheinend bei seinen Experimenten mit Tonerden und Silikaten der Lösung bereits um 1700 sehr nahe kam. Und Böttger war von der Porzellanidee wenig begeistert. Konnte oder wollte Tschirnhaus seinen Hauptanteil an höchsten Stellen zurück setzen,um Böttger zu schützen?
Ein Jahr nach der Erfindung starb der geniale Mathematiker, Physiker und Philosoph der Aufklärung im Alter von 57 Jahren. Sofort behauptet Böttger vor aller Welt, er allein habe das Wunder vollbracht. Gut, die Einführung in die Produktion vollzog sich genial, rasch, fleißig unter Böttgers Leitung. Gerecht wäre die Würdigung beider Männer. Von Tschirnhaus stammte der Stoff, Böttger brachte den Katalysator und die Zeit war reif für diesen Zufall, der 1000 Jahren nach den Chinesen das europäische Porzellan finden ließ.

Stadtteile/Eingemeindung
Lage einiger Ortsteile von  Meißen

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