Bitterfeld, Goitzsche-See mit Pegelturm/Friedersdorf © deth53

Bitterfeld-Wolfen ist eine Stadt mit über 38.800 EW (2019).

ortsgeschichtlich

1224 urkundlich wurde Bitterfeld erstmals urkundlich erwähnt.
1400 in einer Lehensurkunde für das Rittergut Altjeßnitz als Wulffen erstmals urkundlich erwähnt.
1351 finden sich erste urkundliche Hinweis auf ein Stadtrecht von Bitterfeld.
Lange dominierten Landwirtschaft, Töpferei und Tuchmacherei und die Widrigkeiten des Mittelalters. Die Industrialisierung setzte hier mit der Förderung der Braunkohle ab 1839 und dem Betrieb der ersten Dampfmaschine beim Tuchmacher Oelschig ein. Es entwickelten sich Steinzeug- und Keramikindustrie und Maschinenbau.

1893 mit Ansiedlungen der AEG und der Chemische Fabrik Griesheim begann der rasante Aufschwung zur Chemieindustriestadt. Die Einwohnerzahl stieg rasant.
Zum Glück blieb Bitterfelds Bausubstanz vom Kriege fast verschont. Aber was sieht man noch vom alten Bitterfeld?
1958 erhielt die bisherige Gemeinde Wolfen das Stadtrecht.

bitterer Feldweg

Richtig bekannt wurde die "Bernsteinstadt" Bitterfeld ab 1959 als Konferenzstadt. Im Kulturpalast wurde die Kulturpolitik der DDR nachhaltig auf Linie gebracht und nachher als "Bitterfelder Weg“ propagiert. Erklärtes (aber eher nachrangiges) Ziel war es u.a., die Werktätigen zu künstlerischem Schaffen anzuregen. So entstanden "Zirkel Schreibender Arbeiter", deren Mitglieder höchst selten Arbeiter waren. Nachhaltigeres Ergebnis dieser Konferenzen war eine für die Kultur der DDR verordnete Kulturauffassung. Ideologische Defizite sollten durch Kunst aufgehoben und so die Ergebnisse zum Realismus werden. Brecht hatte es vorgemacht: Der müde Wanderer, der sich nach einer Bank zum Ausruhen sehnte, sah diese ja so real vor sich, bis sie endlich wirklich da war: greifbar. existent. realistisch. für jedermann. Alfred Kurella, aber ja! Ganz entschiedenes Nein dagegen zu Franz Kafka. Der also war niemals sozialistischer Realismus. Und zum Glück hatte der längst nicht mehr gelebt, sonst wäre der ein ganz miserabler DDR-Schriftsteller gewesen. Erstaunlich war: trotzdem wurde viel gute Kunst geschaffen mit viel Inhalt. Der Leser war oft verführt zwischen den Zeilen zu lesen. Zwei von 3 Gründen, damals in der DDR verlegte Literatur heute nicht mehr verstehen zu wollen oder zu können. Und in der Malerei schwebte ein Liebespaar unverdrossen im siebten Himmel.

2007 wurden die Städte Wolfen und Bitterfeld mit den Gemeinden Greppin, Holzweißig und Thalheim zur neu gegründeten Stadt Bitterfeld-Wolfen vereint.

sehenswerte Innenstadt Bitterfeld

[M] Marktplatz
[R] Rathaus (1865 beendet), rötlicher Backsteinbau, mittiger Turm, 1991/93 Erweiterungsbau

Sehenswertes und Markantes in Bitterfeld

[1] Information
[2] Galerie Grünstraße
[3] Tiergehege in der Grünen Lunge
[4] Bürgerbüro
[5] Bitterfelder Berg, seit 2006 vom Bitterfelder Bogen bespannt. Der 28 m hohe, stählerne Aussichtsbogen wurde durch Claus Bury performed.

[6] Kulturpalast (1952/54), Neoklassizismus, innen reichlich Marmor, Travertin und Stuck verziert
1959 fand hier die verhängnisvolle Bitterfelder Konferenz statt.


Bitterfeld, Goitzsche-See mit Pegelturm/Friedersdorf © deth53

[7] Großer Goitzschesee, Stadthafen, Festplatz

Der Pegelturm schwimmt auf dem See und ist über eine Brücke zu erreichen, 26 m hoch, besteigbar. Eine weite Rundumsicht in der Goitzsche und auf den See ist gut möglich. Bei Dunkelheit leuchtet der Turm in wechselnden Farbtönen.

An der Seebrücke ist ein kleiner Badestrand.


Wolfen - echt gefilmt

Lange ein unbedeutendes Bauerndorf mit einer kargen Landwirtschaft, platzte es erst mit der Industrialisierung aus den alten Nähten, die Bevölkerungszahl stieg von 270 EW (im Jahr 1850) auf 14.000 EW (1958).

Nach 1945 dem Krieg war die Agfa Filmfabrik sowjetisches Eigentum, bis sie 1954 Volkseigener Betrieb wurde (VEB).
1958 erhielt Wolfen das Stadtrecht
1961 wurde der Stadtteil Wolfen Nord in Plattenbauweise errichtet

1964 musste sich Agfa Wolfen umbenennen. Als neuer Name wurde ORWO (ORiginal WOlfen) eingeführt. Auch als ORWO expandierte die Filmfabrik Wolfen weiter. Der Betrieb beschäftigte 14.500 Menschen.
2006 lag hier die Arbeitslosigkeit bei 50% und mit den Häusern wurden Schicksale abgerissen.

sehenswerte Innenstadt Wolfen

[B] Bahnhof
[K] Kulturhaus am Puschkinplatz, (1927), Bau der Agfa-Werke wird nach wie vor für Kulturveranstaltungen genutzt, Bibliothek

Sehenswertes und Markantes in Wolfen

[m] Industrie- und Filmmuseum im Chemieparks Bitterfeld-Wolfen - Geschichte der Filmfabrik, Technik der Filmherstellung, Sonderausstellungen zur historischen und zeitgenössischen Fotografie.
[R] Rathaus am Rathausplatz (1936/39), ursprünglich als Labor und Verwaltungsbau der Agfa-Werke errichteter halbrunder Bau mit zwei zentralen Ecktürmen und einem Luftschutzbunker vor dem Haus. 99 große Fenster bestimmten die Optik. Pfälzer Sandstein wurde für die Fassade verwendet.
[S] Südpark

weiterhin etwas nördlich:
- Naherholungsgebiet Fuhneaue
- größte Freilichtbühne in Sachsen-Anhalt, An der Fuhneaue. Die Bühne befindet sich auf einer künstlich geschaffenen Insel, auf der nicht nur die berühmten herbstlichen Fuhnespektakel geboten werden
- Freizeitbad Woliday, Reudener Straße, mit Innen- und Außenbecken, 75-Meter-Rutsche, Solebecken, Sauna, Liegewiese usw.

persönlich

1909 wurd der Bitterfelder Verein für Luftfahrt gegründet. Bis heute erhielt sich Bitterfeld den Ruf einer Stadt der Luftschifffahrt und Freiballone. Leuchtendes Vorbild war der Konstrukteur August von Parseval, 1861 geboren in Frankenthal, 1942 gestorben in Berlin. Nach ihm wurde eine Straße und sogar eine Schule benannt. Wie war er denn so als Mensch, vorbildlich?

Ortsteile/Eingemeindung
Ortsteile im Stadtgebiet von Bitterfeld-Wolfen

2007 wurden die bis dahin selbstständigen Städte Wolfen mit den Ortsteilen Reuden an der Fuhne, Rödgen, Zschepkau und Bitterfeld sowie die Gemeinden Greppin, Thalheim und Holzweißig zur Stadt Bitterfeld-Wolfen zusammengeschlossen.