Lenzen (Elbe) - strategisch verfilzt

an der Stadtmauer in Lenzen

Kleinstadt mit 2.500 EW (2001) in reizvoller Landschaft der fruchtbaren Ebene von Elbe und Löcknitz.

ortsgeschichtlich

929 fand hier eine Schlacht zwischen sächsischen Eroberern und slawischen Siedlern statt. Ab dem 10. Jh. ist der Bestand einer Burg belegt. Die strategische Grenzlage war auch für die folgende Elbzollerhebung bedeutsam. Hier entwickelte sich im 13. Jh. im Schutze einer Burg ein Städtchen, das Anfang 13. Jh. Stadtrecht erhielt und zum lang begehrten Zankapfel wuchs, der nie richtig ausreifen konnte.

Seit dem 16. Jh. war Lenzen eine der bedeutendsten Zollstationen Brandenburgs an der Elbe. Im 17. Jh. bauten Friesen den Deich. Die Stadt entwickelte sich zum Verkehrsknotenpunkt zwischen Berlin, Hamburg und Magdeburg, doch wuchs sie im Wesentlichen erst im 18. und 19. Jh. über ihre Stadtmauern hinaus.

Statt Industrie entwickelte sich seit 1992 am Rudower See die Manufaktur. Die in den Auen traditionell gehaltenen Schafe und Ziegen "werfen" ständig Rohwolle ab, für die es keinen Markt mehr gab. Filzen ist ein sehr altes, kaum noch ausgeübtes Handwerk. In Lenzen drehte man die Uhr zurück um etwas vorwärts zu kommen und Besucher anzulocken. Man setzt auf Natur- und nicht auf Beziehungsfilz. Deshalb findet man hier auch einen gut strukturierten Naturlehrgarten.

historischer Stadtkern

Lenzener RathausNoch absehbar ist der annähernd ovale mittelalterlichen Grundriss der Altstadtanlage. Am unregelmäßig gitterförmigen Straßennetz stehen vorwiegend zweigeschossige Fachwerkbauten aus dem 18./19. Jh.

[R] Rathaus (1713) mit Sonnenuhr giebelseitig, unverschraubte Turmuhr mit nur einem Zeiger (absolute Rarität), gotische Kreuzgewölbe im Keller

[1] St. Katharinenkirche (15. Jh.) - dreischiffige Hallenkirche mit Querschiff und Chor, gotische Fresken.
Lenzen - sehenswerte Altstadt[2] Burgfried (12. Jh.), letzter Rest der ab dem 10. Jh. belegten, deutsch überbauten slawischen Burganlage. Er bietet einen Rundblick über Wiesen und Wälder, die Löcknitz, die Elbe und den Rudower See und in vier Bundesländer sowie Stadtgeschichte mit einem Diorama mit 8.500 sich metzelnden Zinnsoldaten.

Rund um den Burgfried ein auenwaldähnlicher Burggarten mit Kanal, Buchs- und Rosengartenanlage mit Putten.

[3] Wohnhaus (17. Jh.) Seetorstraße 14, ältestes Wohnhaus, teilweise Fachwerk


Portal der Katharinenkirche

[4] Scharfrichterhaus. Es erfüllte offenbar lange seinen guten Zweck auf Gerechtigkeit zu Bauen - das macht Mut!
[5] Die Stadtmauer, Baubeginn um 1400, wurde ab 1703 bis auf Reste am Stumpfen Turm abgetragen. Der Turm wurde nur von Umgang und Kegeldach befreit, war aber als Gefängnis unverzichtbar und überlebte also. Durch die hölzerne Klappe reichten die Angehörigen Inhaftierten das Essen. Die straßenseitig aufgehängte "eiserne Elle" war eine Gratis-Dienstleistung: Frauen konnten sich von der Ehrlichkeit der Stoffverkäufer überzeugen und ordentlich nachmessen.


weiterhin:

- Düne nördlich von Lenzen
- Schautiergehege mit Schaf- und Ziegenrassen
- Filzmanufaktur, kunsthandwerkliche Filzverarbeitung, biologischen Farbgewinnung
- Körbitz: Fischerdörfchen, bestehend aus nur sechs Häusern (um 2000), bis 1893 eigenständig

kulinarisch
Ziegensalami, Perlhuhn und verschiedenste Kartoffelsorten.
legendär
legendärer Admiral als Wassergeist 1888

Ein Admiral der Weltmeere ging bei dem furchtbar kaltem Hochwasser im März 1888 mit makabrem Schiff von der Mödlacher Kirche aus auf letzte große Fahrt


Ortsteile/Eingemeindung

OT Bäckern, Breetz, Eldenburg, Gandow,
Mellen - Hünengrab an Karstädter Straße,
Moor, Nausdorf, Rambow (Rambower Moor) und Seedorf