Neuruppin - Tor zur Ruppiner Schweiz

Neuruppin am  Ruppiner See,  hinten die Klosterkirche St. Trinitatis

fotos © schuldes / fotobee.de - Neuruppin am Ruppiner See mit dem Wahrzeichen Klosterkirche St. Trinitatis

Fontane- und Bilderbogen-Stadt mit 33.000 EW (2001) auf 303,45 km² in 47 m ü. NN.; am Westufer des vom Rhin durchflossenen Ruppiner Sees - mit 14 km Länge ist das der längste See der Mark Brandenburg.

ortsgeschichtlich

1238 wurde Neuruppin gegründet und/oder erstmals urkundlich erwähnt.
1256 erhielt Neuruppin die Stadtrechte verliehen.
Im Mittelalter zählte Neuruppin zu den größten Städten der Mark. Die Blüte endete im Dreißigjährigen Krieg. Im 19. Jahrhundert machten der "Neuruppiner Bilderbogen" die Stadt bekannt. Das waren die ersten bebilderten Boulevardgeschichten der Welt, Vorläufer unserer Illustrierten.

historischer Stadtkern

Die mittelalterliche Stadt war 1787 zu zwei Dritteln abgebrannt. Mehr als vierhundert Häuser gingen verloren. Danach wurde die Stadt in nur 20 Jahren größer, großzügiger und vereinheitlichend klassioziostisch innerhalb der Zollmauer und der mittelalterlichen Stadtbefestigung wieder aufgebaut.

Gefördert wurde der Wiederaufbau durch einen König, der sich dafür ein Denkmal setzte am sehr geräumigen Markt, den auch ein riesiger Schinkelbau ziert. Denn im 18. Jh. wurde Neuruppin Garnisonsstadt, in der Kronprinz Friedrich diente, Regimentskommandeur und später ein "Alter Fritz" wurde.


zum MarktplatzNeuruppin zeigt sich regelmäßig und weiträumig, mit drei großen Plätzen. Häuser und Fassaden wurden typisiert, ein strenges Reglement legte die massive Bauweise, Geschosszahl, Neigung der Dächer und Zahl der Fenster fest. Ein einheitliches Gesamtbild entstand, neben Potsdam ein großes Beispiel des frühklassizistischen Städtebaus.

Zur Wirkung der Stadt gehört unbedingt ihre Lage direkt am See: Unmittelbar über dem Ufer erhebt sich die Stadtmauer und darüber die Klosterkirche mit ihren Doppeltürmen. Von der Promenade aus gelangt man mit wenigen Schritten zum "Predigerwitwenhaus". An der Seepromenade am Ruppiner See trifft man auf eine Parzivalskulptur - Kontext?

Die Wallanlagen, heute Grüngürtel der Stadt, führen zum Amaltheagarten im maurischen Stil und zum Apollotempel, dem Erstlingswerk von Knobelsdorf, in dem Friedrich dichtete und seine Abendkonzerte gab.

Neuruppin - märkische Perle

[1] Pfarrkirche St. Marien, 1804, Hauptportal und Seiteneingänge mit Giebelreliefs, Kultur- und Kongresszentrum.
Am Kirchplatz Schinkeldenkmal (1883), in der Hand hält Schinkel den Grundriss des Schauspielhauses in Berlin.

[2] Löwen-Apotheke (1790), Geburtshaus von Theodor Fontane.


Neuruppiner Zentrum mit sattlichen Schinkelbauten, z.B. das alte Gymnasium

[3] Altes Gymnasium (1790] am Schulplatz zwischen Marx- und Engelsstraße. Schinkel und Fontane gingen hier zur Schule, heute Musikschule, Fontane-Zentrum und Bilderbogengalerie. Auf dem Platz das Denkmal Friedrich Wilhelm II.

[4] Handwerksmuseum in der Frischbänkenstraße
[5] Predigerwitwenhaus (1736). Schinkel wohnte von 1787-1794 mit seiner Mutter darin, Sitz der Schinkelgesellschaft


[6] Siechenhauskapelle St. Laurentius (1491) mit Siechenhaus von 1700, eines der ältesten Gebäude der Stadt
[7] Klosterkirche St. Trinitatis, Teil des 1246 gegründeten Dominikanerklosters, 1807 betrieben französische Besatzer darin eine Feinbäckerei, 1834 auf königliche Order wiederhergerichtet, Innenausstattung von Schinkel, Kirchturm begehbar
[8] Stadtmauer ist noch weitgehend erhalten. Die Wallanlagen wurden zum Grüngürtel mit Amalthea- oder Tempelgarten mit Apollotempel und Bastion - 1736, im Auftrag von Kronprinz Friedrich (König Friedrich II.) erbaut, 1853 von der Kaufmannsfamilie Gentz im maurischen Stil umgestaltet.
Der Apollotempel war das Erstlingswerk von Knobelsdorff . Er wurde später ausgebaut.

weiterhin
- schöner Strandgarten
- Stendenitz mit Waldmuseum am Zermützelsee
- Boltenmühle, ehemalige Schneidmühle mit Ausfluggaststätte

persönlich
Schinkeldenkmal in Neuruppin

Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) wurde hier geboren. Der Architekt erhielt hier ein Denkmal.


Fontane

[2] Geburtshaus von Theodor Fontane (1819-1898) ist die Löwen-Apotheke. Das Haus wurde 1790 erbaut. Der Sohn eines Apothekers wurde selbst Apotheke, veröffentlichte aber 19jährig seine erste Novelle. Sein soziales Gewissen brachte ihn auf die Barrikaden. Dann schrieb er für Zeitungen - Auslandsberichte, Theaterkritiken und Kriegsreportagen. Ab 1862 schrieb er über 15 Jahre an den "Wanderungen", machte die Mark als Wandergebiet literarisch bekannt. Werke wie "Effi Briest", "Stine", "Irrungen, Wirrungen", "Die Poggenpuhls" und "Der Stechlin". Fontane erhielt dafür sein Fontanedenkmal (1907) und im Museum [8], einem 1790 erbauten Bürgerhaus, ein Fontanezimmer. Und die Stadt gab sich einen entsprechenden Beinamen!


Stadtgebiet

OT Alt Ruppin - Pfarrkirche St. Nikolai
Gildenhall, Nietwerder, Buskow, Kränzlin