Warendorf - angenehm zerstreut

Kreisstadt mit reichlich 39.000 EW (2005) an der Ems im Münsterland

ortsgeschichtlich

Warendorf entwickelte sich schnell zu einer regional bedeutsamen Markt- und Gewerbesiedlung (Leinengewerbe), die besonders von Bischof Hermann II. um 1200 gefördert (privilegiert) wurde und nicht mehr förmlich zur Stadt erhoben werden musste. Zum Schutz ihrer Kaufleute schloss sich 1255 die Stadt dem Rheinischen Landfriedensbund an, speiste seine Erzeugnisse in den hanseatischen Handel. Warendorfer Leinen war früh mit einem Gütesiegel geschützt und weit gefragt.

Verheerende Brände, besonders schlimm 1404 und 1741, zerstörten das mittelalterliche Stadtbild und bremsten die wirtschaftliche Entwicklung. Dazu unbotmäßig rebellische Tugenden, für die man immer wieder büßen musste (Täuferbewegung), Kriege, Besetzungen.

Als 1815 die einst blühenden Handelsstadt an Preußen fiel, war sie längst zum ärmlichen Ackerbürger- und Beamtennest abseits moderner Verkehrswege verkommen. Nur allmählich brachte Mitte des 19. Jh. der Aufbau der Textil- und dann der Landmaschinenindustrie bescheidenen Aufschwung, befördert durch (späten) Anschluss an das Eisenbahnnetz.
1826 mit dem Westfälische Landgestüt wurden Pferde zum Markenzeichen der Stadt. Ergänzend dazu inzwischen die Deutsche Reitschule und das Deutsche Olympiadekomitee für Reiterei und die Deutsche Reiterliche Vereinigung in der Stadt.

sehenswerte Innenstadt

Historischer Stadtkern einer mittelalterlichen Stadtanlage mit Gebäuden aus verschiedenen Jahrhunderten, darunter über 600 denkmalgeschützte.

Warendorf an Ems © Martin_P

Vom einstigen Bürgerwohlstand künden stattliche Bürgerhäuser am mittelalterlichen Marktplatz, an der Ems- und Oststraße. Die Nebenstraßen waren teilweise mit kleinen, meist einräumigen Mietshäusern zum Wohnen und Arbeiten für die vielen Habenichtse bebaut.

Mit dem Bentheimer Turm gibt es auch noch einen Rest der ehemaligen Wallanlage.

Sehenswertes und Markantes in der Innenstadt von Warendorf an der Ems

[R] historisches Rathaus Markt 1, (1404), zahlreiche Umbauten, 1970 mit gotisierenden Risalit versehen.
[K] Krickmarkt, einst Pferdemarkt, klassizist. Bürgerhaus
[E] Emssee
[G] NW Landesgestüt in der Nordstadt
[H] Hohe Straße mit sehenswertem Fachwerk, u.a. Geburtshaus des Schriftstellers Paul Schallück, Nr. 24
[M] Marktplatz - geschlossenes Ensemble historischer Hausfronten verschiedenen Jahrhunderten mit jungem Marienbrunnen (1983, Bronze)
[S] Schweinemarkt, rundum interessante Bauensembles
[T] Theater am Wall, 1950 als Lichtspielhaus erbaut

[1] Münstertor - ein königliches Geschenk Friedrich Wilhelm III. von Preußen, integriert barocke Torpfeiler der Zisterzienserabtei Marienfeld
[2] Fabrikantenvilla Haus Bispinck (1903), Historismus, Münsterstraße. Es ist vereint mit dem Häuslein Gadem am Zuckertimpen 4 (17. Jh.) zum Welten trennenden (dezentralen) Stadtmuseum
[3] Pfarrkirche St. Marien (1911/12), Neuromanik, daneben alter Glockenturm
[4] Mühlenhof an der Ems, barocker Ehrenhof.

[5] Pfarrkirche St. Laurentius (1404 /1471) Hallenkirche, Westbau Beugotik
[6] Bürgerhaus (1812/15), Klassizismus Klosterstr. 7
[7] Franziskanerkirche und Kloster, 1652 gegründet.
[8] Torschreiberhaus (1822) am Osttor - beneidenswert armseeliges Museum

museal

Ein Dezentrales Stadtmuseum in [R] [2] [6] [8] [9] vermittelt ein Bild vom Wohnen und Arbeiten in der historischen Altstadt

persönlich

Paul Schallück, Schriftsteller, Geburtshaus Hohe Straße 24 - worüber hat der so geschrieben? Roman: Engelbert Reinecke

Ortsteile

1936 erfolgte die Eingemeindung von Velsen und Gröblingen, 1946/1969 von Neuwarendorf, Vohren und Teilen von Dackmar, 1975 Hoetmar, Einen und Milte, Ortsteil Müssingen (aus Everswinkel), Teile von Telgte und Zusammenschluss mit Stadt Freckenhorst.

Lage einiger Orte im Stadtgebiet von Warendorf

Warendorf, Einen

Freckenhorst:
- Stiftskirche St. Bonifatius (11. Jh.), Romanik, fünftürmig
- Freckenhorster Schloss (1740), Barock
- Ackerbürgerhaus Gänsestraße 1, (1548/49)

Hoetmar:
- Pfarrkirche St. Lambertus (16. Jh.), späte Gotik
- Stellmacherei, bis ca. 1955 betrieben, orig. Ausstattung

Milte, Müssingen