Markt von Neustadt an der Aisch

Neustadt a.d. Aisch ist eine Kreisstadt, traditionelle Handels-, Schul-, (einstige) Residenzstadt mit 12.000 EW (2003) auf 61,2km² am Mittellauf der Aisch; wichtiger Verkehrsknotenpunkt mit guten Parkmöglichkeiten rund um die Stadt;

ortsgeschichtlich

Der 741 erstmals urkundlich erwähnte fränkische Königshof Riedfeld am Flußübergang der alten Handels- und Heerstraße von Frankfurt am Main nach Nürnberg war strategisches Zentrum zur Erschließung des Raumes zwischen Frankenhöhe und Steigerwald.

1191 erwarben die Burggrafen von Nürnberg das Riedburger Land, bald auf Jahrhunderte Besitz der Hohenzollern. Sie gründeten Die gründeten eine neue Stadt ("Nivenstadt") mit Zügen einer Residenz.
1285 wurde sie erstmals urkundlich erwähnt, im ersten Stadtsiegel von 1320 als "nove civitatis uxta eysch" bezeichnet.
1361 erhielt Neustadt Münzrecht durch Kaiser Karl IV..

Im 15. Jh. wurde die Stadt unter Markgraf und Kurfürst Albrecht Achilles erweitert und zum Festungort ausgebaut und das Alte Schloss errichtet.
Unter Kurfürstin Anna erfuhr die Stadt ihre Blütezeit als glanzvoller Fürstenhof.

1553 wurde die Stadt im 2. Markgräflerkrieg niedergebrannt. Wiederholt zerstört wurde Neustadt 1631/1632 im Dreißigjährigen Krieg. Der Wiederaufbau vollzog sich langwierig.

1673 war Neustadt Sitz einer Landeshauptmannschaft des Fürstentums Brandenburg Kulmbach-Bayreuth.
1791 kamen die fränkischen Zollernfürstentümer an das Königreich Preußen, nach der Niederlage Preußens 1806 an die französische, napoleonische Militärregierung.

1810 erfolgte die Eingliederung in das Königreich Bayern mit Garnisonsstatus.
1865 kam mit Anschluss an das Eisenbahnnetz ein Aufschwung von Handel und Gewerbe. Bis Ende 20. Jh. kam die traditionelle Pinselherstellung und Fertigung von Reißzeug zum Erliegen. Auch die Landwirtschaft verlor an Bedeutung. Und wovon lebt die ewig neue Stadt heute?

sehenswerte Innenstadt

[M] Marktplatz schön zentral, 1994 neu gestaltet und begrünt, mit Fußgängerzone, Neptunbrunnen (1735, Figur von Johann Friedrich Maucher (1735). Im Südwesten mündet die Wilhelmstraße in den Platz, Neustadts Einkaufsstraße.
Auffallend sind nicht nur die Fachwerkhäuser Marktplatz Nr. 10 und Wilhelmstraße 2, die oft als Herberge für kaiserliches Geleit dienten. Der Fachwerkbau der Sparkasse (1938) wurde Prototyp fränkischer Sparkassengebäude.

barockes Rathaus von Neustadt/Aisch

[R] Rathaus, barock (1711-1715) als Kaufhaus erbaut, 1947 ausgebrannt, 1949-1951 modernisiert. Ehrenhalle mit Tonnengewölbe und Stichkappen, Uhrtürmchen

Auch die vom Markt abgehende Kirchgasse weist sehenswerte Fachwerkhäuser auf, am Ende die Pfarrhäuser, das Dekanatsgebäude (18.Jh.) mit Portal und brandenburgischem Wappen.


Sehenswertes und Markantes in Neustadt an der Aisch

[1] Stadtkirche St. Johannes der Täufer (14. Jh.), Spätgotik, dreischiffig mit integrierten Sakramentshäuschen - eines davon zeigt die älteste steinerne Abbildung des Stadtwappens (Zollernwappen) - , 1594 unter Verlust des basilikalen Aussehens erhöht und schrittweise des figürlichen Schmuckes beraubt.
Beachtlich ist der spätgotischer Flügelaltar, eine niederländische Schnitzarbeit (15. Jh.) und die reiche Kirchenbibliothek. Der Kirchturm wurde 1604 um das Uhrgeschoss erhöht. Westfassade mit Rosette und Baumeisterkopf.


[2] dreigeschossiger schmaler Bau, Untergeschoss aus ehemaliger St.-Michaels-Kapelle und Beinhaus, Obergeschoss ehemalige Mägdleinsschule, daneben ehemalige Lateinschule mit Gedenktafel an Magister Peter Kolb (Afrikaforscher des frühen 18. Jh.).
[3] Altes Schloss, achteckiger Bau (15. Jh.) mit Treppenturm und angefügten Amtsgebäuden des 17. Jh., heute Heimatmuseum, Ensemble mit Torhaus,
[4] ehem. Neues Schloss, 1906 abgebrannt, achteckiger Turm mit Sandsteinwappen (18. Jh.);
[5] Vordere und Hintere Kellereigasse mit schönen Giebel- und Traufhäusern. Stützpfeiler am Haus Hintere Kellereigasse Nr. 13/15, Reste der burggräflichen Burg (um 1300), dann markgräflicher Speicher mit mehrstöckigen Kellern.
[6] Bamberger Str. Nr. 28 dreigeschossiger wuchtiger Quaderbau, 1840 - 1842 als Frohnfeste im Florentiner Renaissancestil erbaut, heute Amtsgericht mit drei Zellen in Originalausstattung.
[7] Kirche St. Johannis Enthauptung, neugotisch (1881-1883)

Stadtmauerring

[A] Bei der Freiung: Häuser auf Stadtmauer aufsitzend, mehrgeschossige Keller, Eingang zum Kellersystem am Kastenboden

letztes erhaltenes mittelöalterliches Stadttor von Neustadt a.d.Aisch, das Nürnberger Tor

[B] Nürnberger Tor (Mitte 15. Jh.), markanter Abschluss der Nürnberger Straße. Einziges erhaltenes von ehemals vier Toren.

Im äußeren Torhaus (1523) links unter der Balkendecke ist ein Geißbockrelief eingelassen.
Westlich schließt sich eine halbrunde Bastei (16. Jh.) mit aufgesetztem Fachwerk (19. Jh.) an, östlich vor dem Tor ein eingeschossiges Mansarddachhaus für preussische Husaren (1801), spitzer Giebelseite und Halbwalm.


[C] Säuturm, Mittlerer Stadtmauerweg Nr. 3 (Schalenturm mit vorspringendem Pyramidendach), Stadtmauer mit rekonst. Wehrgang
[D] Flurersturm, zweigeschossig mit achtseitigem Spitzhelm und Wetterfahne, kleines Stadtmauermuseum, Aufgang zur begehbaren Stadtmauer, 1997/98 rekonstruiert und renoviert
[E] Hirtenturm, vorkragender Fachwerkbau, Wehrgang am Unteren Stadtmauerweg
[F] Schauflersturm.
[Maschikelesturm, ehemals PulverturmG] Pulverturm mit kreuzförmige Schießscharten, daneben Bleichhäuschen
[H] Von ehemaliger Warmbadeanstalt (1909) verdeckt weiterer Stadtmauerturm, im Winkel der Stadtmauer Bleichtürlein, daneben stand die ehemalige Bürgerstraf (Turmgefängnis).

[I] Maschikelesturm (Bild links), ein runder Geschützturm, erinnert sehr an die reichsstädtischen dicken Türme von Nürnberg.


sportlich/kulturell

erholsam:
[7] Bleichweiher im Park vor der westlichen Altstadt

legendär
Geißböcke sieht man an den ungewöhnlichsten Orten von Neustadt an der Aisch

Sind Wahrzeichen wahre Zeichen? Ein Schneider hat sich 1460 (?) in die Haut eines Geißbocks gearbeitet und dergestalt die Bayern irritierte, die dann ihre Aushunger-Belagerung aufgaben und das Weite suchten. Damit wurde das Schneidertier unsterblich und meckert seither täglich 12 Uhr vom Uhrentürmchen am Markt.

Sonst ist er auf der Stadtmauer zu sehen, mal nahe am Plärrer, mal auf der unteren Stadtmauer. Wenn er einen Grashalm findet, wedelt er sogar mit dem Schwanz. Wer nun - der Schneider?

persönlich

Jakob Philipp Adolf Scherzer (1815 - 1864), Schöpfer des Bayrischen Defiliermarsches, wurde in Neustadt geboren.

Sein Denkmal stellt eindringlich dar, dass deutsche Märsche nicht immer lustig sind, auch wenn man Scherzer heist. Hält die tänzelnde Person nicht eine Patrone in der Rechten? Hat diese ihm etwa den Mittelfinger der rechten Hand zertrümmert. Die Schmauchspuren riecht man fast noch. Ein Duell auf Säbel war das nicht, denn dann hätte er ihn vorsorglich gezogen.

Ein weltliches schmerzliches Gegenstück zum vielenorts Gekreuzigten, passend nahe am Hospitalplatz.


Stadtteile/Eingemeindung

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